Pferdedecken: jetzt eindecken oder nicht? - Was ist von Abschwitzdecken zu halten?

Pferdedecken: jetzt eindecken oder nicht? - Was ist von Abschwitzdecken zu halten?

Was ist von Abschwitzdecken zu halten?

Tanja Romanazzi (Offenstallkonzepte): Mir ist es lieber, das Pferd etwas länger trocken zu reiten und es dann mit der Restnässe ohne Decke heraus zu stellen. Es funktioniert nach meiner Erfahrung problemlos.


Christine Garbers (VFD): Pferde mit dickem Winterfell schwitzen bei der Arbeit stark. Wenn es durch entsprechend rücksichtsvolle Nutzung trotzdem nicht möglich ist, das Pferd absolut trocken zurück zu stellen, muss vorübergehend eine Abschwitzdecke aufgelegt werden. Das Material sollte die Feuchtigkeit aus dem Fell nach Draußen leiten und wärmend sein. Rechtzeitiges Abnehmen der Abschwitzdecke, nachdem das Pferd trocken wurde, ist dabei unbedingt notwendig.
 

Dr. Michael Duee (FN): Eine qualitätsvolle Abschwitzdecke kann gute Dienste leisten, allerdings muss darauf geachtet werden, dass das Pferd tatsächlich abtrocknet.

Dr. Katja Roscher (Justus-Liebig-Universität Gießen): Hierbei handelt es sich zumeist um dünne Decken, welche bei geschwitzten Pferden nach dem Reiten Anwendung finden. Dies dient am ehesten dem Schutz vor der Verdunstungskälte, um ein vermehrtes Auskühlen des Körpers zu vermeiden.

 

FU Berlin final

Solange die Pferde nach dem Reiten nicht im Regen oder Zug stehen, ist eine Abschwitzdecke nicht zwingend nötig.

Dr. Judith Winter (Freie Universität Berlin)

 

Katharina Claudi (LAG e.V.):
Abschwitzdecken werden für eine kurze Zeitspanne auf das Pferd gelegt, um ihm das Abschwitzen zu erleichtern und einer Unterkühlung vorzubeugen. Pferde, die in einem Offenstall gehalten werden, benötigen in der Regel keine Abschwitzdecke, wenn sie die Möglichkeit haben, sich im Sand oder Matsch zu wälzen und sich an einen trockenen, windigen Ort zu stellen und sich – bei Bedarf – „warmlaufen“ können. Bei Pferden, die nach dem Training in eine Box kommen und auch nach dem Abreiten noch stark schwitzen, empfiehlt sich eine Abschwitzdecke, da die Pferde keine andere Möglichkeit haben, sich vor Unterkühlung durch ein zu langsam trocknendes Fell zu schützen und sich nicht „warmlaufen“ können. Ich persönlich nehme Abschwitzdecken gerne zum „trocknen“ des Pferdes nach einem Regenschauer im Winter, BEVOR ich mit dem Pferd arbeite. Das Fell wird so schneller trocken und die Rückenpartie kühlt nicht aus. Für empfindliche Pferde, die gearbeitet werden sollen, eine praktische und angenehme Lösung für alle Beteiligten, bei der gleichzeitig auch noch der Muskulatur ein Gefallen getan wird.

 

BRfinal

Jeder sollte sich bewusst sein, dass er eingreift in das hochkomplizierte und wundervoll funktionierende Gesamtkonzept, und dass dieses bei allen weiteren Maßnahmen dann berücksichtigt werden muss.

Dr. Barbara Rauch (KPA)

 

Dr. Barbara Rauch (KPA): Mein Pferd, eine 19-jährige Warmblutstute, steht seit 3 Jahren in einer Bewegungsanlage, d.h. ganzjährig draußen. Ich ziehe ihr niemals eine Decke an. Die Umstellung von Boxenhaltung im Winter bis zu ihrem 16. Jahr, war problemlos. Ich reite nicht im Leistungssport. Der Stute wächst regelmäßig ein langes puscheliges Fell. Sie schwitzt bei gleichen Anforderungen wie im Sommer kaum, höchstens in der Sattellage. Ich bringe sie nach dem Reiten ohne Weiteres wieder in ihre Gruppe, wenn sich ihr Puls beruhigt hat. Ich denke, wenn ich durch Wärme (Solarium, Abschwitzdecke) ihre Blutgefäße weit stelle, ist es das Gegenteil von dem, was sie braucht, wenn sie wieder raus geht: die Kapillaren müssen eng gestellt, der Blutkreislauf in tiefere Schichten verlegt werden, um keine Wärme abzugeben. Wenn meine Stute nicht mehr auf die Weide geht im Winter und es feuchtkalt oder frostig ist, braucht sie deutlich mehr Futter; wenn ich nicht möchte, dass sie an Gewicht verliert und damit auch Muskulatur abbaut. Mein Pferd war noch nie krank. Sie hat keine Allergien, Koliken, Hufprobleme oder Infektionskrankheiten. Wenn ich sie zum Reiten aus der Gruppe hole und es regnet, ist sie immer trocken, denn sie stellt sich unter, dazu gibt es ausreichend Möglichkeiten, auch unter den Heuraufen. Ich weiß, das ist einer von tausend Erfahrungsberichten. Er ist nicht geschönt und ich höre auch viele andere, kontroverse Berichte von unseren Lehrgangsteilnehmern. Sehr oft aber auch von denen, die es ausprobiert haben, dass es für Pferde kein Problem ist nach dem Reiten noch feucht wieder in die Kälte gestellt zu werden.
 

Dr. Judith Winter (Freie Universität Berlin): Solange die Pferde nach dem Reiten nicht im Regen oder Zug stehen, ist eine Abschwitzdecke nicht zwingend nötig. Bei kühlen Temperaturen leitet sie die Feuchtigkeit vom Fell weg und reduziert ein Auskühlen des Pferdes. Sie sollte zügig abgenommen werden, wenn sie durchgeschwitzt ist.