Test: Weidezaun-Set für Wanderreiter

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Wer viel mit seinem Pferd unterwegs ist, vor allem in Regionen, wo es nur wenige Unterkünfte für Wanderreiter gibt und man im Zelt schlafen muss oder auch will, kennt das Problem: Was macht man mit seinem Pferd während einer langen Rast und in der Nacht? Das Weidezaun-Set für Wanderreiter könnte eine Lösung sein. Wir haben es getestet.

Die Idee ist so simpel wie gut: Man nehme ein batteriebetriebenes Weidezaungerät, ein wenig Weideband, ein paar zusammenlegbare Pfosten, ergänzt um diverses Zubehör, verpackt es in einer Tasche und fertig ist des Wanderreiters Glück. Im Paket findet sich gewissermaßen als Herzstück ein patura P30 Weidezaungerät nebst Anschlusskabeln. Dieses ist für den Batteriebetrieb ausgelegt und arbeitet mit handelsüblichen Mono D Batterien. Die bekommt man unterwegs relativ einfach zu kaufen, wenn man nicht gerade durch die weiten Steppen Argentiniens reitet. Mit einer minimalen Laufzeit von fünf Tagen sollte man für viele Ritte ausreichend Reserven haben. Die Laufzeit hängt natürlich auch von der verwendeten Batterieart ab, denn je hochwertiger die Batterie, desto länger ist auch die Betriebszeit. Die mitgelieferten Kabel wirken zwar ein wenig dünn, allerdings darf man hier den Preis nicht außer Acht lassen. Zumindest für den Einsatz im Wanderreitbetrieb sollten sie jedoch ausreichen. Vergebens gesucht haben wir übrigens ein VDE-, GSE- oder DLG-Prüfsiegel, aber vielleicht fehlte das an unserem P30, weil es als Baujahr das Jahr 2009 angegeben hat?

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Die Bestandteiel des mobilen Weidezaun-Sets in der Übersicht (natürlich ohne Auto).

Für das Weidezaungerät wird eine Anleitung mitgeliefert, eine Aufbauanleitung für das komplette Set fehlt aber leider. Diese wurde uns auf Anfrage als PDF per Email nachgesendet.
Ebenfalls im Set enthalten sind 40 m Weideband, das direkt auf  dem Griff aufgerollt ist. Das Band wird in vier zerlegbare Alu-Pfähle eingehängt, die dazu mit den mitgelieferten Isolatoren bestückt werden müssen. Für den sicheren Halt sorgen Heringe und Gummi-Spannseile.
Verpackt ist das alles in einer einfachen Packtasche mit Befestigungsösen aus wasserfestem Material, die aber leider an den Ecken des Schließdeckels nicht perfekt schließt, sodass hier durchaus Wasser eindringen könnte. Beim Regentest konnte die Vorderseite der Tasche übrigens überzeugen, aber die rückseitigen Nähte scheinen nicht ganz dicht zu sein, jedenfalls war schon nach gut 20 Sekunden das erste Wasser eingedrungen. Hier muss man ggf. die Nähte noch einmal mit Nahtspray nachimprägnieren.
Das gesamte Weidezaun-Paket hat inklusive Batterien ein Gewicht von 2,4 Kg und dürfe mit seinen kleinen Abmessungen auch noch relativ gut in eine Sattelrolle passen.



Auf- und Abbau

Der Aufbau geht eigentlich ganz einfach, denn man misst eine Fläche von 10 x 10 Metern ab und  stellt in jede Ecke einen der Alu-Pfähle, auf die man zuvor noch die Isolatoren geschraubt hat. Danach spannt man die Pfähle ab und kann nun das Weideband verlegen. Schön wäre es, wenn das Weideband alle 10 m eine Markierung hätte, denn dann könnte man das Weideband als erstes auf den Boden legen und wüsste sofort, wo die Alu-Pfähle hingehören.

Das Abwickeln entpuppt sich als nicht gerade einfache Aufgabe, denn sehr schnell produziert man dabei ein Weidebandknäuel, das dann mühsam wieder entwirrt werden muss. Eine entsprechende Weidebandtrommel wäre hier eine mögliche Alternative, die den Praxiseinsatz noch leichter machen würde.

 

Sobald aber der Knoten gelöst ist, ist das Weideband schnell auf die Pfähle gezogen. Nun sollte man die einzelnen Pfähle noch einmal mit den Gummi-Spannern nachspannen, damit das Weideband auch schön straff hängt.

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Das Aufwickeln nicht so einfach, sodass das Ergebnis leider meistens so aussieht.

Allerdings offenbart sich hier der wohl größte Nachteil des Sets, denn die dreiteiligen Pfähle haben lediglich eine Höhe von 110 cm. Zieht man davon noch die gut 10 cm ab, die die Pfähle im Boden stecken und hat im Hinterkopf, dass Weiden nicht immer ganz gerade verlaufen, dann wird man feststellen, dass das Weideband an mancher Stelle nur noch 90 cm oder weniger über der Grasnarbe hängt. Das erscheint uns doch unter dem Aspekt der Ausbruchssicherheit zu wenig zu sein. Hier wäre es wünschenswert, ein Wanderreiter-Set mit vier- oder fünfteiligen Alu-Pfählen auf den Markt zu bringen, um so noch sichere Weidezäune bauen zu können. Zwar wird man kaum mit Pferden auf einen Wanderritt gehen, die noch voller Freiheitsdrang sind, aber wenn man die 160 cm Höhe im Hinterkopf hat, die die Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft empfiehlt oder die 120 cm Mindesthöhe, die zum Beispiel die Landwirtschaftskammer NRW anrät, so wird schnell klar, dass man sich hier nicht nur auf rechtlich unsicherem Terrain befindet. Auch patura, der Hersteller des Weidezaungeräts, empfiehlt für Kleinpferde eine Höhe von 120 cm (www.allie.de/Katalog2012/DE/Pat_WZ_DE_web.pdf, Seite A8, Einzäunung für Kleinpferde 120 cm).
Der Abbau des Sets geht vergleichsweise schnell und problemlos, einzig das Aufwickeln des Weidebands ist mühsam, will man es genauso ordentlich aufwickeln, wie bei der Auslieferung. Wie auf unserem Bild zu sehen, haben wir das Band aber anders aufgewickelt, was deutlich schneller geht, aber dann wird es etwas knapp mit dem Platz in der Tasche. Der ist leider grundsätzlich etwas gering bemessen. Wenn man die Isolatoren an den Pfählen lässt, bleibt für die Gummi-Spanner kein Platz. Hier wäre eine etwas größere Tasche sicher wünschenswert, dann könnte man nämlich auch gleich vier weitere Isolatoren und eine zweite Weidebandrolle mit einpacken und eine doppelte Band-Führung einrichten.


Alternativen

Zu dem hier getesteten Set gibt .B. sehr auch ein sehr günstiges Set mit doppelter Weidebandführung, aber ebenfalls nur recht kurzen Pfählen unter www.weidezaun.info/weidezaun-batteriegeraet-elektrozaun-batteriegeraete/Wanderreiter-Set-in-kompakter-Tasche.html

Deutlich teurer ist diese Set, denn dazu muss man neben den Pfählen noch ein separates Weidezaungerät kaufen. Dafür ist es aber auch um einiges praktischer: https://shop.roflexs.com/product_info.php/info/p106_WeideFix-Pro-Duo-150-Portable-Pfahl.html


Fazit
Das komplette Set gibt es für etwa 245,- Euro im Handel, hier und da findet man es auch zu einem höheren Preis. Würde man die einzelnen Bestandteile separat kaufen, käme man auf einen Preis von ca. 203,- Euro.
Insgesamt erscheint das Set noch nicht ganz ausgereift, denkt man an die zu niedrigen Pfähle, die zu kleine und nicht ganz dichte Tasche oder die fehlende Aufbauanleitung. Dennoch mag das Set eine interessante Lösung sein, wenn man ab und an mal für eine Nacht mit zuverlässigen Pferden in der Wildnis campen möchte.


Plus

+ komplettes Set
+ relativ einfacher Auf- und Abbau
+ lange Batterielaufzeit
+ geringes Gewicht

Minus

- zu niedrige Pfähle
- nur vier Isolatoren, keine doppelte Litzenführung möglich
- Aufwickeln der Litze schwierig
- Tasche zu klein und nicht ganz dicht
- keine gedruckte Aufbauanleitung

 


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