Anna Hochberg will Umgangsverbot mit Pferden für Pferdeprofi Uwe Weinzierl erreichen

Anna Hochberg will Umgangsverbot mit Pferden für Pferdeprofi Uwe Weinzierl erreichen

Die neuen Pferdeprofis bei VOX sorgen auch weiterhin für viele Diskussionen in der Pferdeszene. Insbesondere die Arbeit von Uwe Weinzierl in der ersten Folge hat für einen wahren Shitstorm gesorgt und viele Trainer*innen auf den Plan gerufen. Anna Hochberg hat sogar eine Petition gestartet, um Uwe Weinzierls mediale Präsenz zu verhindern. Wir haben mit ihr über ihre Beweggründe gesprochen.

Anna Hochberg ist mit Pferden am Haus im „Bullerbümodus“ aufgewachsen und hat bis 2020 14 Jahre als mobile Reitlehrerin gearbeitet. Bei diversen ganzheitlichen Aus- und Weiterbildungen lernte sie durch verschiedenste TrainerInnen einen großen Wissenschatz aus Techniken und Methoden im Umgang mit Pferden kennen. Auch in den Bereichen Pferdegesundheit, Pferdehaltung und der physiologischen Gesunderhaltung bildete sie sich weiter. Heute arbeitet sie in ihrem ganzheitlichen Kompetenzzentrum für Pferd-Mensch-Paare als Pferd-Mensch-Paarberaterin und ist immer bestrebt nach einer Partnerschaft auf Augenhöhe mit ihren Pferden.

Du hast eine Petition gegen die TV-Präsenz von Uwe Weinzierl in den Pferdeprofis gestartet. Was genau hat dich dazu veranlasst?

Die von Uwe Weinzierl gezeigten Umgangsformen sind für mein Verständnis tierschutzwidrig und gefährlich. So werden Stricke um die Hände gewickelt, Knotenhalfter unsachgemäß verwendet, willkürliches, negativ verstärktes Methodentraining praktiziert ohne Rücksicht auf die von Schmerz gekennzeichneten Pferdemimik- und Gestik.

Was kritisierst du an ihm konkret?

Er spricht von respekt- und vertrauensvollem Umgang mit dem Pferd und handelt zuwider diesen Worten. Mit massivem Druck durch offensichtliches Zufügen von Schmerzen und missbräuchliche Handhabung des Knotenhalfters, sowie psychischem Druck (missachten der natürlichen Energie- und Wahrnehmungssinne der Pferde), ist kein friedvoller und pferdegerechter Umgang zu erkennen. Das Pferd endet in der erlernten Hilflosigkeit, weil seine sozialen und kommunikativen, sowie instinktiven Bedürfnisse nicht mehr berücksichtig werden. Hier sollen, ein durch und im Menschen bestehende Probleme (der Besitzer*in) im/am Pferd gelöst werden. Das funktioniert nicht mit so einem hochsensiblen Wesen, wie dem Pferd.

Was erhoffst du dir von der Petition?

Von der Petition erhoffe ich mir ein weitreichendes Umdenken und Umstrukturieren des Senders an sich, sowie ein Umgangsverbot mit Pferden für Herrn Weinzierl.

Welche Reaktionen gab es auf die Petition?

Die Reaktionen auf die Petition reichten von „die braucht gar nichts sagen, die gehört in die Klapse.“, bis hin zu sehr viel anerkennenden und wertschätzenden Worten. Die Menschen sind gespalten und das wird in extremen Situationen, wie diesen, spür- und sichtbar. So jetzt auch in der Pferdeszene. Grundsätzlich höre und lese ich natürlich überwiegend die Reaktionen aus meiner „Social-Media-Blase“ und da sind sich so gut wie alle einig, dass die Petition eine sinnvolle und notwendige Initiative ist.

Dir wird ja auch immer wieder vorgeworfen, dass du mit dieser Petition weiteres Öl ins Feuer gießt. Was sagst du dazu?

Es geht an dieser Stelle nicht um zwischenmenschlichen Unfrieden, sondern darum, dass Pferden eine Stimme verliehen wird. Außerdem sollten die Menschen sensibilisiert und aufgeklärt werden, dass so ein weitreichendes Format solche destruktiven Umgangsformen nicht weiter verbreitet.

Hast du dich auch an VOX, Mina TV und Uwe Weinzierl gewandt?

Nein ich habe mich nicht persönlich an Mina TV und Uwe Weinzierl gewandt.

Gab es von diesen irgendeine Reaktion auf die Petition?

Nein es gab von keiner der beiden Seiten eine Reaktion bisher.

Insa Jansen Anna 2021 09 1147fb

Die „Beteiligten“ sind ja sehr ruhig und nehmen gar keine oder in sehr reduzierter Form Stellung zu den Ereignissen und der Kritik. Was sagst du dazu?

Die aktuelle Stellungnahme von Martin Rütter in seinem Podcast und auf seinem Social-Media-Kanal empfinde ich als wenig sachlich und wenig gehaltvoll. Es offenbart sich in solchen Momenten, ob das kommunizierte Normen- und Wertesystem eines Menschen auch das gelebte Normen- und Wertesystem ist. Egal ob auf die Menschen- oder Tierwelt bezogen.

Martin Rütter, dessen Firma Mina TV ja die Pferdeprofis produziert, hat eine Diskussionsrunde nach Ende der Staffel der Pferdeprofis angekündigt. Wurdest du schon dazu eingeladen?

Nein, ich bin bisher nicht eingeladen worden.

Was würdest du in einer Fernsehsendung, die das Training von „Problem“-Pferden zeigt, anders machen?

In meiner Welt würde es Sendungen, in denen Pferde die „Hauptdarsteller“ sind, nicht geben. Denn immer da wo mit Tieren, in diesem Falle Pferden, in aller Öffentlichkeit Geld verdient wird, gibt es nur einen Leidtragenden und das ist das Pferd. Außerdem möchte ich die Intimität der Geschichten, sowie die, mit ihr einhergehenden, Themen (psychischer und physischer Art), von den einzelnen Individuen (Pferden und Menschen) wahren. Das hat etwas mit Achtsamkeit für mich zu tun.
Es gäbe aber mit Sicherheit viele Trainer*innen, die ein deutlich besseres Format, was pro Pferd wäre, produzieren würden. Hier stünden die Ursachen, die zu dem Verhalten des Pferdes und die aktuelle Wissenschaft definitiv im Vordergrund.
Solange aber Pferdebesitzende nicht wirklich aktiv bereit sind, etwas an den eigenen Lebensweisen und Lebensthemen zu ändern, solange ist die Arbeit am Pferdeverhalten immer nur ein Tropfen auf den „heißen Stein“. Denn die Pferde, und das wissen wir inzwischen sehr genau, machen uns mit ihren Krankheiten und Verhaltensstörungen immer nur auf unsere tiefsten Sehnsüchte, Bedürfnisse, unbewussten Mechanismen und destruktiven Lebensstrukturen aufmerksam. Häufig versuchen die Menschen ihre eigene GEWALTIGE Lebensgeschichte im/am Pferd zu kompensieren.

Insa Jansen Anna 2021 09 1165fb

Können solche Sendungen überhaupt im Sinne der Tiere funktionieren oder bleibt das Wohl der Tiere auf Kosten der Unterhaltung immer wieder mehr oder weniger auf der Strecke?

Erst, wenn der Mensch wirklich bereit ist zu heilen und sich selbst friedvoll und lebensbejahend begegnen kann, wird er auch eine Partnerschaft mit seinem Pferd auf diese Art und Weise führen können. Ohne Training, ohne Methode, ohne Technik. Vielmehr im Gleichklang von Körper, Geist und Seele.

Weitere Infos über Anna Hochberg unter https://www.gkzp-hochberg.de/
Die Petition gibt es hier: https://www.change.org/p/pferdequ%C3%A4lerei-stoppen-uwe-weinzierl-keine-tv-plattform-gew%C3%A4hren

Alle Fotos wurden von Insa Jansen fotografiert. Mehr von ihrer Arbeit gibt es auf Instagram unter  https://instagram.com/inside_my_art?igshid=YmMyMTA2M2Y

Insa Jansen Anna 2021 09 1123fb